Kulturschaffende als „Brückenbauer“: Das sind die Träger des Kulturpreises des Landkreises Würzburg 2024
© Antje Roscoe
„Auch bei Kunst und Kultur sind engagierte Menschen gefragt, die mehr tun, als sie müssten“, hob Landrat Thomas Eberth bei der Verleihung des Kulturpreises des Landkreises Würzburg 2024 zu seiner Rede an. Die Preisträger, die an diesem Abend gewürdigt wurden, leisten genau dies und stachen damit im Wettbewerb um die höchste Kultur-Auszeichnung des Landkreises besonders heraus.
Von der Jury des Kulturpreises ausgezeichnet wurden Dr. Astrid Eitschberger und ihr Projekt „Collegium Musicum Iuvenale Ochsenfurt“, der mainARTkulturverein Margetshöchheim und das Casablanca Filmtheater in Ochsenfurt. Gemeinsam ist ihnen eine langjährige, stete und erfolgreiche Entwicklung mit überörtlicher Ausstrahlung sowie gelebte Inklusion. Mit ihrem Schaffen haben sie Grenzen überschritten, Barrieren in der Gesellschaft abgebaut und Brücken zwischen den Menschen gebaut. Mit dem Kulturpreis wurden Preisgelder in Höhe von 1500 Euro an das Casablanca Filmtheater und den mainARTkulturverein sowie 1000 Euro an Dr. Astrid Eitschberger vergeben.
Für das Casablanca Filmtheater, das die Bühne für die Preisverleihung und das Saxophonquartett der Sing- und Musikschule Veitshöchheim stellte, hätte gerne Volkmar Halbleib die Laudatio gehalten – schon aus persönlicher Verbundenheit. Er hatte als Oberstufenschüler und freier Mitarbeiter der Ochsenfurter Zeitung die Skepsis beschrieben, ob sich das Kino diesmal halten können würde. 42 Jahre nach der Eröffnung blickt das Kino auf „eine beispiellose Erfolgsgeschichte“ zurück. Das Casablanca sei ein vielfach ausgezeichnetes Programmkino, wie man es sich nur wünschen kann. Zum Konzept gehören „Kino und Kneipe“, ein Monatsprogramm, das Kultstatus genießt, und Sonderveranstaltungen wie Podiumsdiskussionen, Kabarett oder Live-Musik. Mit dem klaren Bekenntnis für Kultur und Kino, auch auf dem Land, hat das Casablanca Open-Air-Kinoformate und Landfilmtage aufgebaut.
Statt des terminlich verhinderten Halbleib trug schließlich Kreistagskollege Tobias Grimm die Laudatio vor. Gert Dobner und Hannes Tietze als die Macher des Filmtheaters amüsierten die Festgesellschaft mit drei Kurzfilmen und einem Plädoyer für „gemeinsames Filmeschauen“.
Mit einem Kunst- und Kulturfest, der mainART in Margetshöchheim, hatte es angefangen. Vielerlei Facetten der Kulturarbeit wurden im Laufe der Jahre eindrucksvoll bespielt. Was den mainARTkulturverein aber von anderen, sehr aktiven und kreativen Kulturvereinen unterscheidet, ist seine besondere soziale Kompetenz. Laudatorin und stellvertretende Landrätin Karen Heußner hatte „Zusammenarbeit, Miteinander, Einladen und Mitnehmen“ als die besonderen Stärken identifiziert – nicht selten über die Grenzen Margetshöchheims hinausgehend. Zuletzt hatten gemeinsame Workshops mit dem Fachbereich Kunst und Kultur der Mainfränkischen Werkstätten für die mainART 2024 Inklusion und Teilhabe so erfolgreich Realität werden lassen, dass es weitere inklusive Projektideen gibt. Diese reichen bis hin zur konzeptionellen Beteiligung an Wohnformen mit gemeinschaftlichen, inklusiven künstlerischen und kulturellen Aktivitäten.
Karen Heußner hob die schöpferische Kraft von Kunst hervor, die sich über Grenzen wagt und Perspektiven aufzeigt. Dass es immer auch um das Miteinander gehe, erklärte Vereinsvorsitzende Brigitte Laudenbacher. Der Preis sei Ansporn und Verpflichtung zugleich.
Inklusiv arbeitet auch die Musikpädagogin und Orchesterleiterin Dr. Astrid Eitschberger mit dem von ihr 1981 gegründeten Collegium Musicum Iuvenale Ochsenfurt. Sie setzt sich bis heute über Altersklassen, Instrumente und Behinderungen hinweg, war eine Vorreiterin des gemeinsamen Orchesterspiels beim Erlernen von Instrumenten und des interkulturellen Austauschs. Notfalls schreibt sie Stücke so um, dass alle mitspielen können.
Die Freude an der Musik und dem gemeinsamen Spiel führt sie zu immer neuen Projekten. Benefizveranstaltungen oder Spendenprojekte seien die Regel, zollte Laudator und Kreisrat Wolfgang Kuhl Respekt. Einnahmen würden entweder gespendet oder für Instrumente und Ausstattung verwendet. „Es funktioniert nur“, so Eitschberger, die „Brückenbauerin“, „wenn es eine große Gemeinschaft gibt, wenn am anderen Ende der Brücke auch Menschen stehen.“
© Antje Roscoe
Paul Justice am 21.11.2024