Startschuss für den „GeschwisterCLUB Würzburg“
© Paul Justice
Wenn ein Kind an Krebs erkrankt, ist das für die gesamte Familie eine extreme Belastung. Geschwister stehen dabei oft vor besonderen Herausforderungen: Sie erleben die Sorge um den kranken Bruder oder die kranke Schwester, sehen sich mit Veränderungen im Familienleben konfrontiert und fühlen sich belastet.
Die Universitätskinderklinik Würzburg und das Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Würzburg möchten die Angebote für Geschwisterkinder weiter ausbauen und haben sich zusammen mit der Elterninitiative Regenbogen für leukämie- und tumorkranke Kinder e.V. für das Präventionskonzept „GeschwisterCLUB in Bayern“ beworben. Ziel ist es, die Lebensbedingungen von Geschwistern und ihren Familien gesundheitsförderlich zu gestalten. Das Projekt ist für Landrat Thomas Eberth eine Herzensangelegenheit: „Die Geschwister sind die stillen Heldinnen und Helden im Hintergrund, die schon in jungen Jahren vor große Herausforderungen gestellt werden.“
„Das Würzburger Kinderkrebszentrum gehört zu den größten Zentren in Deutschland und behandelt jährlich etwa 100 neu an Krebs erkrankte Kinder und Jugendliche“ informierte Herr Prof. Dr. Matthias Eyrich, Oberarzt für Hämatologie und Onkologie sowie Leiter der Zelltherapie und des GMP-Labors. „Die Umsetzung eines Präventionskonzeptes speziell für Geschwisterkinder ist für ihn „eine großartige Idee!“ Auch Dr. Lisa Schubert, Dipl.-Psychologin der Kinderonkologie am Universitätsklinikum Würzburg, kennt die Ängste und Sorgen, die Geschwisterkinder bewegen. „Wir sehen die Bedürfnisse der Geschwisterkinder, die trotz intensiver Bemühungen der Familie viel zurückstecken müssen. Daher hegten wir schon seit längerem den Wunsch, die bisherigen Angebote für Geschwisterkinder an der Universitätskinderklinik weiter auszubauen.“
Das Projekt „GeschwisterCLUB“ besteht aus einer Reihe präventiver Gruppenangebote. Für Kinder im Alter von 6-12 Jahren gibt es den „GeschwisterTAG“ als Einstiegsangebot, das vor allem durch kreative und erlebnispädagogische Methoden eine erste Auseinandersetzung mit speziellen Geschwisterthemen ermöglicht. Der „GeschwisterTREFF“ ist ein weiteres, mehrtägiges Angebot und fördert gezielt sozial-emotionale Kompetenzen. Die Gruppenangebote ermöglichen es den Geschwistern, sich im geschützten Raum mit anderen auszutauschen, neue Freundschaften zu knüpfen und unbeschwerte Momente zu erleben. Neben Spiel, Spaß und kreativen Aktivitäten steht auch die Förderung des Selbstbewusstseins und der Stressbewältigungskompetenz im Mittelpunkt: Die Kinder und Jugendlichen erfahren mehr über ihre individuellen Stärken und wie diese in belastenden Situationen hilfreich sein können. Entwickelt wurde das Projekt „GeschwisterCLUB in Bayern“, das 2019 mit dem Bayerischen Präventionspreis ausgezeichnet wurde, durch das Institut für Sozialmedizin in der Pädiatrie.
„Es ist beeindruckend wie schnell Kinder merken, dass sie nicht alleine sind“, erklärte Annegret Schreyer, Dipl. Pädagogin und Fachkraft für Geschwister, die an der Kinderonkologie des Universitätsklinikums für das Projekt verantwortlich ist. „Sie erzählen einander von ihren Erfahrungen und machen sich gegenseitig Mut. Gleichzeitig schaffen wir mit den Gruppenangeboten einen Raum, in dem sie unbeschwert Kind sein dürfen.“ Mit dem Projekt sind weitere Präventionsmaßnahmen geplant: „Wir wollen durch eine Förderung der regionalen Vernetzung die Unterstützung für betroffene Familien ausbauen und durch Fortbildungsangebote Fachkräfte in ihrer Arbeit unterstützen.“ Informierte Wibke Schmidt, Dipl. Sozialpädagogin und Ansprechpartnerin für den „GeschwisterCLUB“ am Gesundheitsamt Würzburg.
Lucas Kesselhut am 06.12.2024